Zehn Buchempfehlungen zum ersten Blog-Geburtstag
Vor genau einem Jahr habe ich die ersten beiden Beiträge in meinen damals frisch eingerichteten Buchblog geladen. Aus diesem Anlass möchte ich heute Verschiedenes nicht tun:
- auf mehr oder weniger subtile Weise andeuten, dass Huldigungen angebracht wären,
- mich in Selbstbeweihräucherung ergehen,
- meine geneigten Leserinnen und Leser mit Zwischenbilanzen oder gar Sentimentalitäten wie Dankesworten langweilen,
- meinen Beitrag mit irgendeinem verschwenderisch garnierten Muffin bebildern, in dem eine brennende Kerze steckt. 😉
Stattdessen möchte ich einlösen, was ich in meinem allerersten Posting eigentlich angekündigt hatte (und wovon ich im Lauf der Zeit zugunsten der ausschließlichen Besprechung von Neuerscheinungen abgekommen war): weitere lesenswerte Bücher der letzten Jahre vorstellen!
Hierfür habe ich zehn Romane ausgewählt, die besonders starken Eindruck bei mir hinterlassen haben, und sie einfach nach Titelnamen alphabetisch sortiert. Vielleicht findet der eine oder die andere auf diese Weise ja noch Inspiration für die nächste Buchbestellung. Viel Vergnügen beim Stöbern!
Raphaela Edelbauer: Das flüssige Land (Klett-Cotta)
Das fiktive Dorf Groß-Einland ist die perfekte Idylle – jedenfalls scheinbar. Denn unter der Siedlung befindet sich ein gigantischer Hohlraum, ein „Loch“, das immer mehr Gebäude und Straßen verschlingt. All das ist freilich nur eine Parabel. Im Kern verhandelt der Roman Fragen kollektiver und individueller Schuld sowie die Unmöglichkeit von Verdrängung. Beklemmend, einfallsreich und klug.
Donna Tartt: Der Distelfink (Goldmann)
Als 13-Jähriger überlebt Theo Decker einen Terroranschlag auf ein New Yorker Museum. Dabei gelangt das Gemälde „Der Distelfink“ von Carel Fabritius (1654) in seinen Besitz, das ihn fortan durchs Leben begleitet. Selten habe ich so mit einem (ziemlich tragischen) Romanhelden mitgefiebert und mitgelitten. Ein großartiges Buch mit Weltliteraturpotenzial.
Danny Wallace: Der unglaubliche Sommer des Tom Ditto (Heyne)
Etwas leichtere Lektüre, aber auch nicht ganz ohne Tiefgang: Radiomoderator Tom Adoyo gerät in eine ungewöhnliche Selbsthilfegruppe hinein, deren Mitglieder fremde Identitäten kopieren. Obwohl Tom die Idee völlig verrückt erscheint, lässt er sich darauf ein und findet dadurch letztlich zu sich selbst. Zum Lachen und Nachdenken.
John Ironmonger: Der Wal und das Ende der Welt (S. Fischer)
Was wäre, wenn eine Pandemie unseren Planeten durchschütteln würde??!! Der bereits 2015 unter dem Originaltitel Not Forgetting the Whale veröffentlichte Roman von John Ironmonger entwirft hierfür ein Szenario, das sich auch ohne den heute möglichen Realitätsabgleich ungeheuer spannend läse. Gänsehautgarantie!
Anita Augustin: Der Zwerg reinigt den Kittel (Ullstein)
Vier alte Damen fassen einen vermeintlich genialen Plan: Sie ziehen in eine Seniorenresidenz, beantragen Pflegestufe zwei und geben vor, auf Rundumversorgung angewiesen zu sein. Zahlen soll die Krankenkasse. Bedauerlicherweise geht die Rechnung nicht so ganz auf. Ein Buch für Leute, die es humortechnisch bisweilen etwas abgründiger mögen.
Kate Atkinson: Die Unvollendete (Droemer Knaur)
Ursula Todd stirbt und lebt anschließend ihr Leben von vorne – immer und immer wieder, aber jedes Mal ein bisschen anders. Das ist so anstrengend, wie es klingt, doch es hat auch einen ganz bestimmten Sinn und Zweck. Eine Geschichte, die mich von den ersten Seiten an gepackt hat und immer noch in mir nachhallt.
Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht (KiWi)
Nach einer plötzlichen Hirnblutung kämpft sich die Schriftstellerin Helene Wesendahl ins Leben zurück. Allerdings war dieses Leben schon vorher einigermaßen kompliziert … Ein sehr berührender und sprachlich ausgezeichneter Roman, in dem auch Sprache selbst eines der Kernthemen bildet.
Mariana Leky: Erste Hilfe (Dumont)
Erste Hilfe ist der Debütroman von Mariana Leky, die zu meinen Lieblingsautorinnen gehört. Es geht darin um Freundschaft, um Liebe und um das Leben, aber das eigentlich Tolle ist sowieso Lekys Schreibstil. Wenn Was man von hier aus sehen kann nicht noch viel zauberhafter wäre, dann wäre vermutlich dieser Titel hier mein Dauerfavorit. 🙂
Juli Zeh: Unterleuten (btb)
Vielleicht hat manch jemand die Verfilmung bereits gesehen; ich selbst wollte lieber meine eigenen Bilder von Unterleuten und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern im Kopf behalten. Deren Interaktionen und das komplizierte Beziehungsgeflecht, in dem sie stecken, haben mich beim Lesen in Atem gehalten. Und dann dieser Schluss! Juli Zeh ist eine ganz Große.
Katharina Hagena: Vom Schlafen und Verschwinden (KiWi)
Eine Schlafforscherin, die nicht schlafen kann, ein Renaissance-Chor und ein düsteres Geheimnis – Katharina Hagena ist schon auch so ein Darling von mir 🙂 (siehe Das Geräusch des Lichts). Besonders ihr anmutig-schwermütiger Schreibstil mit den vielen Wortspielen hat es mir angetan. Eines der Bücher, die man gern öfter als einmal liest.